König 1999
Lange Zeit stand für den Jägerzug fest, dass zum 25-jährigen Jubiläum - also 1999 - der Schützenkönig gestellt werden sollte. Für diesen Zweck wurde auf der Versammlung am 23.10.1987 beschlossen, den monatlichen Beitrag von 10 DM auf 15 DM zu erhöhen. Der Mehrbetrag sollte jedem Mitglied das Königsjahr finanziell erleichtern.
Nachdem nun feststand, dass der König 1999 gestellt wird, vergingen die Jahre fast wie im Flug. Am Sonntag, den 12.05.1996 war die alles entscheidende Versammlung: Hier erklärte sich Hans-Jürgen bereit, König zu werden. Von nun an lief die Planung auf vollen Touren. Für Hans-Jürgen begann allerdings eine Zeit des Leidens. Zu vielen Treffen wurde er nicht mehr eingeladen, da ständig neue Ideen auf den Tisch kamen und alte Vorschläge verworfen wurden. Am 20.06.1998 wurde dann in Noithausen eine Burg bestehend aus zwei Türmen und einem Zwischenteil geholt und auf dem Düppers Hof deponiert.
Es war eine arbeitsintensive Zeit bis es dann Kirmesdienstag 1998 gegen Mitternacht im Festzelt hieß: "Wir begrüßen das Königspaar Hans-Jürgen und Petra Effer." Als im Zelt Schluss war, ging es dann in den Partyraum der Familie Effer, der schon einige Schlachten erlebt hat. Auch dieser Abend ging in die Analen ein, da er für das Kronprinzenpaar, die Eltern der beiden, für uns und für noch einige hartgesottene Gäste erst gegen 06.00 Uhr am Mittwochmorgen endete. Dies war aber erst der Anfang. Jetzt ging es erst richtig los: Nach der Kirmes wurde sich jeden Dienstag auf dem Düppers Hof zum Residenzbau getroffen. Die erworbenen Teile waren für unsere Zwecke viel zu klein - es mußte also erweitert werden. Schließlich mußte eine Front von über 16 Metern überbrückt werden. Hier zeigte sich, dass in unseren Reihen hervorragende Handwerker sind. Aber auch die Bürohengste wuchsen über sich hinaus und wurden zu wahren Künstlern an Säge, Pinsel oder welches Werkzeug gerade benutzt wurde. Beim Bau kam die Kameradschaft nicht zu kurz. So war ein Kühlschrank ständig mit Kaltgeträken gefüllt - es fehlte aber auch nicht an einer Kaffeemaschine. So verging das Jahr wie im Fluge und die heiße Phase begann.
Der Aufbau der Residenz bei Hans-Jürgen und Petra begann nicht sehr vielversprechend. Die für Freitagabend angekündigten Gerüstbauer fehlten genauso wie das Gerüst, welches im Garten aufgebaut werden sollte. Mangels Arbeit wurde sich erstmal am Standort der Residenz um die Getränke gekümmert. Der Abend endete damit, dass alle Getränke weg waren. Allerdings wurde die Planung an diesem Abend geändert: Wir stellten das Zelt des Bürgervereins auf. Samstagmorgen wurde der Boden geholt und gelegt. Auch das Zelt des Bürgervereins war schnell aufgebaut. Dann ging es richtig los. Die Lücken zwischen Zelt und Haus mußten geschlossen werden, damit alle Gäste während des Festes im Trockenen sitzen. Nachdem dies auch erledigt war, kam der benötigte Regen. Wir stellten fest, an welchen Stellen noch was gemacht werden mußte und erledigten auch dies mit Bravour. Jetzt mußten die auf dem Düppers Hof gebauten Sachen zum "Alten Wall". Der Transport der Teile war nicht ganz einfach, hatten vier Türme der Residenz doch eine stattliche Höhe von über 4 Metern erreicht. Hier zeigte sich wieder, was ein eingespieltes Team, bei dem jeder dem anderen hilft, wert ist. Die Arbeitsteilung funktionierte fast perfekt und die Einzelteile der Residenz konnten aufstellt werden.
Der Innenausbau ging ebenfalls zügig voran. Neben den Frauen und Männern des Zuges taten sich bei den Arbeiten auch die Nachbarn und die Eltern des Kronprinzenpaares hervor, die uns sehr unterstützten und die Arbeit erheblich erleichterten. Dann kam die letzte Woche vor der Kirmes; Sonntag stand ein letzter Generaltest an. Wir mußten nach Vanikum, unsere Freunde des Jägerzug "Grön Jonge Vanikum" hatten uns eingeladen, am dortigen Festzug teilzunehmen. Der Tag endete für einige in einem langen Abend. Am nächsten Morgen war dann rechzeitiges Treffen in der Residenz angesagt. Da Hans-Jürgen und Hartmut vom Besuch in Vanikum noch etwas angeschlagen waren, durften die beiden erst einmal in Ruhe Kaffee trinken. Bernhard, Karl-Josef, Peter-Josef und Manfred stellten vor der Residenz schon mal ein Gerüst auf. Ein lauter Knall ließ die beiden Kaffeetrinker nichts Gutes ahnen und so war es auch: Das Gerüst war umgefallen und mit ihm Bernhard, der bereits oben drauf gestanden hatte. Das Ende dieser Aktion war ein gebrochener Arm von Bernhard und zwei beschädigte Autos, die unglücklicherweise unter dem Gerüst standen. Nachdem wir uns von dem Schrecken erholt hatten, wurde Bernhard ärztlich versorgt und alles geregelt, damit die Schäden an den Autos reguliert wurden. Der Rest des Aufbaus lief aber Gott sei Dank ohne weitere größere Verletzungen ab. Am Donnerstag vor Kirmes wurde dann Richtfest in einer strahlenden Residenz gefeiert. Alle Helfer waren dabei und es wurde ein toller Abend.
Glänzende Augen bekamen Petra und Hans-Jürgen - aber auch die Eltern - als das vom Zug ohne Wissen der beiden organisierte Feuerwerk abgefeuert wurde. Selbst der Feuerwerker, der uns später noch etwas Gesellschaft leistet, war von der Residenz und dem Drum und Dran begeistert. Nun war es nur noch kurze Zeit bis zum Fest. Die letzten Arbeiten in der Residenz wurden erledigt und die Kirmes konnte beginnen. Nachdem der Freitag und der Samstag noch den früheren Festen ziemlich ähnlich war, konnte man dies ab Sonntagmorgen nicht mehr sagen. Mit der Proklamation von Hans-Jürgen und Petra begann ein neues Ereignis im Leben der beiden und des gesamten Zuges. Die erste Bewährungsprobe erlebte die Residenz dann am Sonntagmittag. Die Küchencrew zauberte ein tolles Essen und alle Gäste waren begeistert. Sogar manches Mitglied der Gastzüge, die im Laufe des Essens ankamen, wurde noch satt. Als unsere befreundeten Gastzüge mit der Marschmusik des TC Butzheim, der Blaskapelle Schnelting und des Fanfarencorps Oekoven die Residenz Richtung Festzelt verließen, wurden wir dann alle doch etwas nervös. Gegen 15.15 Uhr bog ein stattliches Regiment unter der Leitung von Oberst Günter Fetten und seinem Adjutanten Gerd Effertz bei strahlendem Sonnenschein um die Ecke Doktorgasse / Alter Wall. Das Königspaar schritt begleitet von den Hofdamen das Regiment ab und die Augen aller leuchteten. Hans-Jürgen und Petra hatten sich für die Frauen und Mädchen des Zuges aber noch etwas besonderes einfallen lassen: vier Kutschen standen bereit, um sie - angeführt vom Königspaar - durch den Ort zu fahren. Es war ein einmaliges Erlebnis, von dem die "Jrön Mädche" auch heute noch oft schwärmen. Der Sonntagabend endete wieder in der Residenz. An diesem Abend besuchten uns noch einige befreundete Kameraden anderer Züge, um den Sonntag feucht-fröhlich zu beschließen.
Nach einer kurzen Nacht folgte der Montag. Hans-Jürgen und Petra hatten das Jägercorps eingeladen und gemeinsam zogen wir von der Residenz ins Festzelt. Obwohl am Abend noch das große Fest in der Residenz anstand, zeigten wir uns doch sehr trinkfest. Alle waren bester Stimmung, ohne zu ahnen, was am Abend noch Außergewöhnliches passieren sollte. Nach einem sehr guten Essen hatten wir für unser Königspaar einige Überraschungen vorbereitet. Die größte Überraschung gab es aber für uns: Als Hartmut nämlich Hans-Jürgen nach vorne holen wollte, passierte gar nichts. Hans-Jürgen kam nicht. Auch die Suche aller Jäger blieb erfolglos. Hans-Jürgen blieb verschwunden. Des Rätsels Lösung waren die Frauen der "Stramme Jonge". Sie hatten kurzerhand den König aus der Residenz entführt und zu sich nach Hause gebracht. Das gab es noch nie! Nachdem Hans-Jürgen dann wohlbehalten wieder da war, ging das Fest in der Residenz weiter. Es wurde ein rundum gelungener Abend. Die Entführung des Königs hatte aber auch zur Folge, dass der Wachzug am Dienstag dann die Königin hauteng bewachte und sie auf jedem Weg begleitete. Dadurch konnte zumindest die Entführung der Königin verhindert werden. Die Königsehrung wurde zum absoluten Höhepunkt für unser Königspaar. Wir hatten Zimmer im Euro-Disney-Paris für das Königspaar und ihre Kinder reserviert. Wir mußten es jetzt nur noch entsprechend präsentieren. Auch hier kam uns eine gute Idee. Als letzte Gratulanten marschierten 8 Mickey-Mäuse unter dem Jubel der Gäste durch das Festzelt. Der Abend endete mit einem Ausmarsch, der allen noch heute Gänsehaut bereitet. Durch ein Spalier durften wir das Zelt begleitet von Loala-Wellen verlassen. Und wieder wurde bis 06.00 Uhr morgens in der Residenz gefeiert. Mittwochs gab es das traditionelle Fischessen. Donnerstag begann der Abbau der Residenz, die uns viele Wochen zur zweiten Heimat geworden war. Unsere Residenz konnten wir ein Jahr später in etwas abgeänderter Form in Jüchen wiedersehen.
Auch im Regierungsjahr bewiesen die "Jrön Mädche" und "Jrön Jonge" eine tolle Kameradschaft. Wir erschienen auf allen Festen in voller Stärke. Nur einmal fehlte einer, weil er keinen Urlaub bekam. Er wurde jedoch hervorragend von seiner Gattin vertreten.
Zum Schluss muss aber noch den Eltern des Königspaars gedankt werden. Ohne ihre Hilfe und ihr selbstloses immer für uns Dasein, hätte ein solches Fest nie stattfinden können. In dieser Zeit wurden aus den Eltern Freunde des gesamten Zuges. Dies ist bis heute so geblieben.